Silberhöfler identifizieren sich mit der Siedlung

So hebt sich der Silberhof von anderen Wohnarealen ab

Was haben sich die Architekten überlegt bei der Ausgestaltung des Silberhofs? Alfonso Calderón und Matthias Corrodi von Dost Architektur Schaffhausen geben Auskunft.

Was muss Ihrer Meinung nach gute Architektur erfüllen?

Alfonso Calderón: Sie deckt die Bedürfnisse der Menschen ab.

Matthias Corrodi: Sie muss begreifbar sein, nicht abstrakt. Zudem muss sie sich in einen Kontext einfügen und hochwertig, nachhaltig, selbstverständlich und masstäblich sein, sprich: nicht zu gross oder zu klein. Sie soll clever sein und eine gute Lösung für den spezifischen Ort bieten.

Was hebt den Silberhof von «konventionellen» Wohnbauten in Schaffhausen ab?

Corrodi: Es war wichtig, dass sich der Silberhof ins Stadtbild und in die Nachbarschaft einfügt. Ausserdem haben wir das Konzept sehr spezifisch für den Ort entwickelt. Somit zeichnet er sich durch eine eigene Logik aus. Dabei ist der Hof ein zentraler Ort, wo Austausch zwischen den Nachbarn stattfinden kann und wo sie sich treffen können. Es gibt sowohl Gemeinschaftsflächen als auch private Rückzugsorte. Das verleiht ihm einen menschlichen Charakter.

Calderón: Dass fast alle Wohnungen über einen Aussenraum verfügen, ist nicht selbstverständlich. Balkone, Terrassen, Jahreszeitenzimmer und die gemeinsamen Dachterrassen decken den Bedarf an Aussenflächen. Das ist in der Altstadt nicht selbstverständlich. Alle Wohnungen verfügen zudem über mindestens zwei Fassaden. Dadurch ist für gute Beleuchtung gesorgt.

Was gefällt Ihnen besonders an diesem Projekt?

Calderón: Dass es auf dieser kleinen Parzelle eine grosse volumetrische Vielfalt gibt. So verfügt der Silberhof über verschiedene Dachtypen: Begehbare Flachdächer, nicht begehbare Flachdächer mit Photovoltaik, Schrägdächer mit traditionellen Biberschwanzziegeln und so weiter. Die Behörden der Stadt haben sehr geschätzt, dass die Überbauung im Stadtkörper kleinteilig erscheint, weil das dem Stadtbild entspricht.

Corrodi: Mir gefällt, dass es von der Interaktion seiner Bewohnenden leben wird. Zudem mag ich, dass die Wohnungen dynamisch sind und beispielsweise mittels Flissaden umgestaltet werden können.

Worauf haben Sie speziell geachtet bei der architektonischen Planung?

Corrodi: Dass der Mensch im Mittelpunkt steht und auf Vielfalt: Bei 29 Wohnungen gibt es 20 unterschiedliche Typen. Damit findet jeder seine Traumwohnung, je nach dem, wo er seinen Fokus legt.

Calderón: Auf sorgfältigen und respektvollen Umgang mit dem wertvollen Bestand in der vorhandenen Substanz. Wir haben Rückmeldungen der Stadtbaukommission und der Denkmalpflege bei der Planung berücksichtigt.

An welche Klientel haben Sie gedacht bei der Planung?

Corrodi: An interaktive, offene Leute, denn es dreht sich alles um den Hof. Daher werden die Silberhöfler Personen sein, die Nachbarschaft schätzen. Das könnten zum Beispiel bisherige Bewohner eines Einfamilienhauses sein, deren Kinder erwachsen sind und die jetzt etwas Kleineres wollen oder junge, urban orientierte Paare. Die Bewohner haben einen eigenen Charakter, sind zu Fuss unterwegs. Sie sollen sich mit dem Silberhof identifizieren und Freude haben am Ausprobieren der Raumgestaltung. Zum Beispiel, welche Möglichkeiten die Flissaden und die Jahreszeitenzimmer zulassen.

Auf der Webseite von Dost steht: «Langeweile ist nicht tragbar.» Wodurch lösen Sie dieses Versprechen beim Silberhof ein?

Corrodi: Mit der Verspieltheit im Farb- und Materialkonzept. Wir haben adaptiert, was die Altstadt von Schaffhausen ausmacht, ohne zu kopieren oder romantisch zu verklären. Es gibt viele liebevolle Details, oft mit gestalterischem Augenzwinkern. Diese sollen überraschen.

Calderón: Für Schaffhausen ist charakteristisch, dass jedes Haus eine andere Farbe hat. Dies versuchten wir fortzusetzen und dennoch darauf zu achten, dass der Silberhof als Einheit wahrgenommen wird.

Welches ist Ihre persönliche Lieblingswohnung im Silberhof?

Calderón: Bei mir ist es wohl eine Loftwohnung Im Industriebau mit hoher Decke, grossen Fensterflächen und Spuren der Geschichte wie gusseisernen Stützen. Zudem ist man mit den Schiebetüren sehr frei in der Nutzung.

Corrodi: Das ist schwierig bei so vielen tollen Wohnungstypen. Mich sprechen die Galeriewohnungen im Sockelgeschoss an. Es handelt sich um Wohnateliers. Mir gefällt das frische Farbkonzept: roher Beton und Grüntöne. Im unteren Stock mit den hohen Räumen kann man beruflich aktiv sein und das Treiben auf der Strasse auf Augenhöhe verfolgen. Im oberen Stock schliesst man den Tag ab, indem man sich ins Bett kuschelt und vielleicht eine Serie schaut.

Welche Aussagen würden Sie gerne von den dereinstigen Silberhofbewohnern über ihr Zuhause hören?

Corrodi: «Wir sind Silberhöfler». Sie sollen stolz auf ihren Wohnort sein, sich einerseits identifizieren und dem Haus anderseits eine Identität geben, sich freuen über die Nachbarschaft und über Details, da sie mit Liebe entwickelt wurden. Wir wiederum freuen uns, wenn sie die Austauschmöglichkeiten nutzen.

Calderón: Schön ist, wenn sie das Gefühl vermitteln, dass sie an einem sehr besonderen Ort wohnen; in einer Wohnung, die etwas anders ist als herkömmliche.